Samstag, 11. Februar 2017

Luther und der Humanismus

Der Geist des Humanismus ist die vorherrschende geistige Grundströmung seiner Zeit des Mittelalters. Er verkündet den freien, den unabhängigen Geist. Die Reformation ist aus der Lehre des Humanismus entstanden, sie hat ihre Wurzel in dieser Lehre.

Die Lehre des Humanismus hat der Reformation den geistigen Weg geebnet. Luther leitete daraus für sich selbst das intensive Studium der Bibel ab: Humanismus hieß also für ihn vor allem Rückbesinnung auf die griechischen und hebräischen Originalschriften der Bibel - Bibelhumanismus. Beide Lehren, obwohl Brüder im Geiste, waren doch recht unterschiedlicher Natur: der Humanismus eine reine Geisteslehre und die Reformation eine religiöse Reformbewgung der Erneuerung.

Eng verbunden mit dem Humanismus ist der Name Erasmus von Rotterdam, einem niederländischen Gelehrten und führenden Vertreter der Lehre. Luther war ein standhafter Mann der Kirche, der ursprünglich ein Bewunderer des Erasmus war, sich jedoch später von im abwandte, da er im Glaubensstreit keine eindeutige Position beziehen wollte und zur Tat nicht fähig war.

Hinter dem geistigen Durchbruch des Erasmus von Rotterdam stand das neue Menschenbild der Renaissance, die Wiedergeburt des antiken Vernunftdenkens. Der klassische Geist der Antike war dreifach angelegt:
(1) In vernunftbedingten materiellen Erkenntnissen und Erklärungen der ionischen Naturphilosophie.
(2) In der politischen Mitverantwortung des Einzelnen in der völlig neuartigen attischen Demokratie.
(3) In der persönlichen Denkfreiheit des Individuums in der klassischen Philosophie des alten Athens. Insgesamt in einer offenen, freien Welt des menschlichen Geistes.

Erasmus von Rotterdam war »der erste bewußte Europäer, der erste streitbare Friedensfreund, der beredteste Anwalt des humanistischen, des weit- und geistesfreundlichen Ideals«, wurde durch seine Kritik an der Theologie und der Kirche zum Wegbereiter der Reformation. Doch er förderte sie nicht, distanzierte sich vielmehr mit seiner eigenen Ansicht über den freien Willen des Menschen von Luthers Meinung.

Er riet, als Kurfürst Friedrich ihn im Glaubensstreit zwischen Luther und dem Papst um sein Votum bat, bei deutlicher Sympathie für die Erneuerung der Kirche, »angesehene und unverdächtige Richter« einzusetzen. Erasmus wollte und konnte seine eigene Meinung, vielleicht aus Furcht vor Verantwortung, nicht ausschlaggebend werden lassen. Der wohl berühmteste und gelehrteste Mensch seiner Zeit zog sich so in sich selbst zurück. Denn »der freie, der unabhängige Geist, der sich keinem Dogma bindet und für keine Partei entscheiden will, hat nirgends eine Heimstatt auf Erden«.

Während Erasmus und Luther in der Bekämpfung der Übergriffe und der Verlotterung der Kurie und des damaligen Papsttums eine Strekce des Weges gemeinsam gegangen sind, hat sich in späterer Zeit ihre gegensätzliche Einstellung, den gegensätzlichen Naturen entsprang, immer offenkundiger gezeigt.

Erasmus war ein Ästhet, der in praktischen, insbesondere aber in philosophischen Fragen mit einer geschliffenen Sprache Fragen seine Gelehrsamkeit von sich gab. Dagegen war für Luther, die Aussage entscheidend, die Wirkung interessiert erst in zweiter Linie.

Bei aller Bewunderung für den Geist des Erasmus erkannte Luther schon früh die Unverbindlichkeit seines Wesens. Die Lehren beider speisten sich aus ganz unterschiedlichen Quellen: Dort die kühle, nur auf sich bedachte spielerische Geistigkeit und hier das warmherzige, aus Liebe und Geistigkeit geborene Engagement.

Beide vermieden, so lange es ging, den offenen Streit. Sie waren sich bewußt, daß sie als die bedeutendsten Geister der Zeit angesehen wurden. Auch wenn Luther die Unverbindlichkeit des Erasmus ablehnt und diser das öffentliche Draufgängertum Luthers verabscheut, so haben sie doch noch soviel Achtung voreinander, daß sie es nicht zu einem Generalangriff des einen auf den anderen ankommen lassen.

Luthers wichtigster Mitstreiter, der Humanist Philipp Melanchthon, wurde von dem humanistischen Gelehrten Johannes Reuchlin erzogen und stand als Gelehrter immer im Kontakt anderen Humanisten, insbesondere mit Erasmus. Melanchton war ein großer Verehrer von Erasmus.

Blog-Artikel:

Martin Luther als deutscher Reformator

Luther und sein fester Glauben

Erasmus von Rotterdam 550. Geburtstag


Weblinks:

Der Humanismus - www.luther.de

Martin Luther-Biografie - Biografien-Portal - www.die-biografien.de

Martin Luther-Zitate - Zitate-Portal - www.die-zitate.de


Eramus-Biorafien:


Erasmus von Rotterdam, der Fürst der Humanisten
von Erasmus von Rotterdam und Uwe Schultz

Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam
Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam
von Stefan Zweig


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