Samstag, 16. März 2024

Die Erkenntnis der Welt als Ganzes (E)



"Wissenschaft hat immer nur mit den Gegenständen in dieser Welt zu tun, aber nie mit der Welt als ganzer. Die Welt, wie sie dem erkennenden Ich erscheint, kann nicht die letzte Realität sein. Das wahre Ganze wäre ein Ganzes, das mich und die Welt zugleich umfasst. Es wäre Erkanntes und Erkennendes in einem. Jaspers nennt dieses umfassende Eine «Transzendenz». Die Fragen nach unserem Woher und Wohin sind Fragen, die sich letztlich nur von dieser Transzendenz her beantworten lassen. Darum das unabweisbare Bedürfnis der Menschen, sich Bilder, Vorstellungen von der Transzendenz zu machen und ihr Leben mit Blick auf die Transzendenz zu führen."

Die Philosophenkannten nur den traditionellen Weg zum Erkenntnisgewinn, den phänomenologischen: Aus Beobachtungen des Geschehens im Alltag unter Einsatz herausragender analytischer Fähigkeiten Erkenntnisse zu gewinnen und diese zu kommunizieren. Von Sokrates über Epikur, Feuerbach oder Kant bis zum heutigen Tag.

Weblink:

http://www.nzz.ch/…/die-transzendenz-ist-allen-gleich-fern-…

Sonntag, 3. März 2024

Sloterdijk Gedanke zu Hollywood

Weltinnenraum des Kapitalismus


»Hollywood, die pazifische Bildermetropole, hat den mittelmeerischen Emissionszentren für Moralen und Mysterien, Rom und Jerusalem, seit einem halben Jahrhunderten den Rang abgelaufen. Seine Botschaften wenden sich von vorneherein nicht an die kleineren Kulturen, deren Märkte eng sind für die Produkte des neuen amüsanten Imperialismus. Doch wenn sie sich in zwei Dutzend Synchronisationen promoten lassen, versprechen sie schon ausreichende Gewinne.«

Peter Sloterdijk, »Im Weltinnenraum dee Kapitals«, Seite 214

Samstag, 24. Februar 2024

Arthur Schopenhauer als Philosoph der Krise

Arthur Schopenhauer


Arthur Schopenhauer Denken wurde stark geprägt zum einen von Platon, insbesondere von dem sogenannten "Höhlen-Gleichnis". Dort zeigt sich für ihn eben das "Erkennen", das zugleich ein "anderes Sein" bedeutet. Es ging für Schopenhauer nicht mehr darum die Gegenstände besser zu sehen, sondern in der Sonne zu sein.

In der Krise haben Denker und Philosophen Konjunktur, denn jede Krise will bewältigt und überwunden werden und gerade in der Krise sind Meinungen gefragt, welche die Menschen als Hilfe, Ratgeber und Anweisungen verstehen können.

Und so gibt immer wieder Philosophen, welche selber leidhafte Erfahrungen gemacht oder Leid erfahren haben und aus dieser Grunderfahrung heraus das Leid zu einer Philosophie ausgebaut haben.

"Das Leben ist eine missliche Sache, ich habe mir vorgesetzt, es damit hinzubringen über dasselbe nachzudenken." So begründete der junge Arthur Schopenhauer gegenüber dem 78jährigen Dichter Wieland in Weimar seine Absicht Philosophie zu studieren.

Für Schopenhauer gibt es vor allem Unglück auf Erden, Verzweiflung, Krankheit, Ungerechtigkeit. Der Einwand, daß es auch Glück auf Erden gibt, sticht bei ihm nicht. Denn Glück, Lust oder Befriedigung sind nichts als eine Täuschung.
Schopenhauer sieht in der Welt einen blinden, furchtbaren Universalwillen am Werk.

Eine Erlösung sieht er in der Weltverneinung. Der Mensch muß sich zur Intersselosigkeit, zur Askese durchringen und so leben, wie es die Heiligen oder die indischen Yogis tun. Diese erhoffen sich nichts mehr vom Dasein, der WIlle ist in ihnen ausgelöscht.


Die Bewältigung einer Krise hat sehr viel mit ihrem Erkennen ihrer Symptome zu tun.

Schopenhauer gilt als Vertreter des Pessimismus, der das Leben als Leiden definiert hat. "Die Welt ist die Äußerung einer unvernünftigen und blinden Kraft; in ihr zu leben heißt leiden."

Im Gegensatz zu seinem Konkurrenten Hegel bestritt Schopenhauer, daß sich der Fortschritt auf Erden um Guten hin entwickelt. Und in dieser Annahme scheint ihn dieses Jahrhundert mit seinen Weltkriegen, Atombomben oder seinen Hunger-, Flüchtlings- und Umweltkatatrophen laufend zu bestätigen und Recht zu geben.

Woher aber kommt Zuversicht in schwierigen Zeiten? Von der kritischen Jugend.

Weblink:

Arthur Schopenhauer Biografie

Donnerstag, 22. Februar 2024

Arthur Schopenhauer als Philosoph

Arthur Schopenhauer

Arthur Schopenhauer

Arthur Schopenhauer

Arthur Schopenhauer wurde am 22. Februar 1788 in der Freien Hansestadt Danzig als Sohen eines angesehenen Kaufmamnes geboren. Arthur Schopenhauer war ein deutscher Philosoph, Autor und Hochschullehrer des 19. Jahrhunderts. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Philosophen und als ein Vertreter des Pessimismus und Wegbereiter des Existenzialismus.



Ein komischer Kauz muss er gewesen sein, dieser 1787 in Danzig geborene Arthur Schopenhauer. Schon früh zeigte sich sein dominanter Charakter mit einem Hang zur Besserwisserei. Den Grund hierfür sieht Safranski in der fehlenden Bindung zur Mutter in Arthurs frühester Kindheit: "Wem es an grundlegender Lebensbejahung mangelt, nicht aber an stolzem Selbstbewusstsein, der ist, wie Arthur, dafür disponiert, auf alles Lebendige jenen verfremdenden Blick zu werfen, aus dem die Philosophie kommt: die Verwunderung darüber, daß es überhaupt Leben gibt."

Im Alter von 27 Jahren schrieb Schopenhauer sein bahnbrechendes Werk »Die Welt als Wille und Vorstellung«: »Die Welt als Wille und Vorstellung I«: Band 1, welches aber bis zum Jahr 1853 von der Öffentlichkeit ignoriert wurde, was Schopenhauers Eitelkeit tief verletzte, so dass er sich immer wieder abschätzig über seine Zeit äußerte: "Mein Zeitalter [...] ist nicht mein Wirkungskreis, sondern nur der Boden auf dem meine physische Person steht, welche nur ein unbedeutender Theil meiner ganzen Person ist" (394). Gegen Lebensende lief er oft mit seinem Hund lautstark Selbstgespräche führend durch Frankfurt und als er in hohem Alter endlich die Anerkennung erfuhr, die er sich immer gewünscht hat, kommentiert er selbstbewusst: "Der Nil ist in Kairo angekommen".

Nicht nur aufgrund seiner Person, auch aufgrund seiner Philosophie passte Schopenhauer nicht so recht in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Hegel, der große Dominator des Zeitgeistes, predigte sein Konzept des Weltgeistes, welches den Weg in eine bessere Zukunft wies. Fichte, der Ich-Philosoph, konzentrierte sich auf die schaffenden Kräfte des Individuums und Marx sah diese schaffende Kraft zwar nicht im Individuum, dafür aber in der Körperschaft des Proletariats. Anders Schopenhauer. Er gilt bis heute als der große Pessimist unter den Philosophen, für den das Leben weniger als etwas zu Gestaltendes, sondern vielmehr als etwa zu Erduldendes gilt. Unvergessen sein Satz: "Eine Philosophie [...] in der man zwischen den Seiten nicht die Tränen, das Heulen und Zähneklappern und das furchtbare Getöse des gegenseitigen allgemeinen Mordens hört, ist keine Philosophie" (453).

Ein Philosoph (griechisch φιλόσοφος philósophos „Freund der Weisheit“) oder sinngemäß Denker ist ein Mensch, der danach strebt, Antworten auf grundlegende (Sinn-)Fragen über die Welt, über den Menschen und dessen Verhältnis zu seiner Umwelt zu finden.

Kernelement der Philosophie Schopenhauers ist das Konzept des Willens. Der Wille ist die der menschlichen Existenz zu Grunde liegende Grundstruktur. Und diese Grundstruktur ist nichts Schaffendes, nichts Positives, sondern etwas Destruktiv-Negatives: Der Wille, der allem zugrunde liegt, ist eben nicht Geist, der sich verwirklicht, sondern ein blindes, wucherndes, zielloses, sich selbst zerfleischendes Treiben, ohne Transparenz auf etwas Gemeintes, auf etwas Sinnvolles hin" (310f.).

Safranski fasst prägnant zusammen: "Der Wille hat kein Ziel, er kreist als blinder Drang. Er berechtigt zu keinen Hoffnungen. Man kann ihm das Projekt einer geschichtlichen Vernunft nicht anvertrauen" (329). Dieser Wille manifestiert sich nach Schopenhauer am Ursprünglichsten im Sexualakt: "Wenn man mich fragt, wo denn die intimste Erkenntniß jenes inneren Wesens der Welt, sein Ding an sich, das ich den Willen des Lebens genannt habe, zu erlangen sei? [...] - so muß ich hinweisen auf die Wollust im Akt der Kopulation. Das ist es! Das ist das wahre Wesen und der Kern aller Dinge, das Ziel und Zweck alles Daseyns" (400). Man kann sich vorstellen, warum es so lange gedauert hat, bis Schopenhauer und seine Zeit zueinander gefunden haben.

Samstag, 10. Februar 2024

Der Karneval als kynische Offensive


Im Karneval herrscht Narrenfreiheit, bei der während der närrischen Zeit mit Spott und Satire auf die bestehenden Verhältnisse reagiert und ausgelassen gefeiert wird.

Der Karneval erfüllt seinen gesellschaftlichen Zweck, denn er dient als ein Ventil für die Ausgelassenheit Massen. Dampf abladen und seinen Gefühlen freien Lauf lassen, wo es sonst im Alltag nichts zu lachen gibt. Eine Zeit der Maskierung, Feierstimmung und Enthemmung.

Im Karneval Der Karneval hat ein antikes Vorbild: den Kynismus. Die athenische Öffentlichkeit wurde von der kynischen Offensive elektrisiert.


Der antike Kynismus war philosophisch betrachtet, eine plebejische Antithese gegen den Idealismus des Athener Bürgertums. Der antike Kynismus ist eine erste Replik auf den athenischen Herrenidealisimus. Er redet nicht gegen den Idealismus, er lebt gegen ihn. Doch damit nicht genug, der Kynismus gibt der Frage, wie man die Wahrheit sagt, eine neue Wendung.

Der antike Kynismus ist prinzipiell frech. In seiner Frechheit liegt seine Methode. Der antike Kynismus begann mit einem Prozeß der nackten Argumente aus der Opposition, getragen von der Macht, die von unten kommt. Der Kyniker furzt, scheißt, pißt, masturbiert auf offener Straße vor den Augen des athenischen Marktes. Er verachtet den Ruhm. Er liegt in der Sonne, scherzt mit den Huren und sagt zu Alexander dem Großen, er möge ihm aus der Sonne gehen.

Weblink:

Nicht lachen - Philosophie Runde

In Thüringen treten Narren auf, die einen kräftigen Schluck aus der Flasche der Anarchie genommen haben.

Jean-Jacques Rousseau und die Begründung der bürgerlichen Gesellschaft


"Der erste, der ein Stück Land mit einem Zaun umgab und auf den Gedanken kam zu sagen »Dies gehört mir« und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der eigentliche Begründer der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wieviel Elend und Schrecken wäre dem Menschengeschlecht erspart geblieben, wenn jemand die Pfähle ausgerissen und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: »Hütet euch, dem Betrüger Glauben zu schenken; ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass zwar die Früchte allen, aber die Erde niemandem gehört«.

Jean-Jacques Rousseau

Samstag, 20. Januar 2024

Fichtes und Hegels Dialektik (E)

Johann Gottlieb Fichte

Um 1800, als Krieg in Europa herrschte, war das vorherrschende Denken von Idealismus und Romantik geprägt. Die Romantik war eine Bewegung der Innerlcihkeit, die das inneren Empfinden der Welt zur Religiosität erhob..

Man dachte sich einen Zustand des ewigen Friedens und ein Goldenes Zeitalter als Erfüllung der Geschichte, was in einer Zeit der Kriege nichts Unerwartetes war und was sich die Menschen immer wieder als Ideal vorgehalten haben, um im Kampf der Interessen eine Orientierung auf Besseres zu behaltben.

Dem geschichtlichen Fortschritt dachte man sich mit Hilfe der Dialektik im Dreischritt zu nähern und ihm damit den Weg zu ebnen. Fichte und Hegel entwarfen eine Dialektik mit einem gedanklichen Entwicklungsprozeß in drei Stufen, welcher in der Literatur der Zeit immer wiederkehrte und in den Werken von Novalis und Friedrich Schlegel seinen Niederschlag fand.

Angetrieben von einem unerschütterlichen Glauben an die eigene Mission.

Hegels Geist strebt nach Freiheit und Selbsterkenntnis. Um dieses Ziel zu erreichen, muss er sich notwendiger weise verkörpern. Der Geist braucht die Welt genauso, wie wir als denkende Wesen auf einen Körper angewiesen sind – wir schweben ja auch nicht einfach als Geister durch die Luft.

Das klingt zunächst, als sei der Geist nichts anderes als ein Schöpfergott. Aber Hegels Geist entwirft die Welt nicht einfach von außen, vielmehr schafft er die Bedingungen seiner eigenen
Existenz: Der Geist setzt sich selbst. Aber indem er sich in der Welt verkörpert, setzt er sich auch selbst in einen Widerspruch. Existieren kann er nur, wenn er diesen Widerspruch über windet.
Das ist die Kernidee von Hegels berühmter »Dialektik«